Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka

Nach dem Besuch in Abishek's Garten, wo wir sogar seine hübsch auf einer Decke aufgereihten Vanilleschoten ansehen konnten, gehen wir zu Tisch. Seine Frau hat uns eine regionale Spezialität zubereitet, Kadambuttu, das sind gedämpfte Reisbällchen, die mit einem Linsencurry, Gemüse, rotem Reis und einem Salat serviert werden. Bei jedem Besuch auf dem Hof erwartet uns Köstliches aus der traditionellen Küche, die sich mit nichts zu messen vermag, da die Produkte so frisch und natürlich sind. Jede Mahlzeit ist eine Freude, die man kaum erwarten kann. Und sie ist auch eine echte Inspirationsquelle für unsere zukünftigen Kochrezepte.  

Nach der Nacht in der Hütte und der Besichtigung der Plantage wollen wir diesen Ort des Friedens nicht unbedingt verlassen, doch plötzlich hören wir unseren Fahrer am Eingang hupen. Wir wissen, dass wir am Ende des Tages zurückkommen, aber diese Plantage strahlt einen Zauber aus, den wir nicht verlassen wollen.

Wir steigen in den Wagen, und freuen uns darauf, die Landschaften von Coorg endlich bei Tag bewundern zu können, da wir ja mitten in der Nacht angekommen waren. Coorg liegt in Karnataka, nördlich des südindischen Bundesstaats Kerala, und ist für seine prachtvolle Natur bekannt. Als die Briten 1843, in Coorg ankamen, waren sie so erstaunt über die Schönheit des dichten Waldes und der üppigen Hügel dieser Region, dass sie sie "Das Schottland Indiens" nannten.

Auf 1100 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, sind die steilen Hügel mit Kaffeebäumen bedeckt, die einen der aromatischsten Kaffees der Welt hervorbringen. 

Auf 1100 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, sind die steilen Hügel mit Kaffeebäumen bedeckt, die einen der aromatischsten Kaffees der Welt hervorbringen. Doch nicht nur die Kaffeebäume wachsen und gedeihen in diesem feuchten Klima mit seinen starken Regenfällen. Auch Pfeffersträucher gibt es zuhauf; sie wachsen oft um Bäume herum, die inmitten von Gewürzplantagen und Kaffeebäumen stehen. Zur Erinnerung: Der Pfefferbaum (piper nigrum) ist eine Liane, die sich um eine Stütze wie z. B. einen Pfahl windet. Doch inmitten dieser üppigen Natur winden sich diese tropischen Pflanzen stattdessen um Baumstämme.

Nach einer halbstündigen Fahrt erreichen wir das Anwesen von Naciappan, einem 30-Jährigen, der die Plantagen seines Grossvaters nach dem Modell der Agroforstwirtschaft übernommen hat. Sein Land stammt aus dem Jahr 1967, und erstreckt sich über 1 Hektar, auf denen der Regenwald in seiner Gesamtheit erhalten geblieben ist.

Ursprünglich hatten wir geplant, hier zu übernachten, aber da Naciappan uns nur für eine Nacht unterbringen konnte, hatte er uns empfohlen, bei seinem Freund Abhishek zu übernachten. Letztendlich eine glückliche Fügung, denn das Treffen mit Abhishek hat uns dazu verholfen, eine aussergewöhnliche Vanille zu finden. Und da sie beide natürliche Landwirtschaft betreiben, sind ihre Vorstellungen ähnlich und stimmen mit unserem Ansatz überein.

Naciappan lädt uns ein, auf der Terrasse vor seinem Gutshof Platz zu nehmen. Er sitzt auf einem Hängestuhl, wippt leicht hin und her, und hört uns aufmerksam zu, während seine Frau uns einen selbstgemachten Kombucha zubereitet.

Naciappan versucht, sich selbst mit Nahrungsmitteln zu versorgen und ernährt sich hauptsächlich von pflanzlicher Küche mit Kräutern, Obst und Gemüse aus dem tropischen Dschungel, der sich über sein Land erstreckt. 

Auf der Grundlage von grünem Tee, Bakterien und Hefepilzen ist Kombucha ein fermentiertes Getränk, das reich an Probiotika ist. Dieses leicht sprudelnde und bittere Getränk ist für seine vielen positiven Eigenschaften bekannt, insbesondere für seine verdauungsfördernde Wirkung. Bisher hatten wir nur industriell hergestellten Kombucha probiert, aber dieser ist wirklich lecker! Das macht richtig Lust, es täglich zu trinken!

Naciappan versucht, sich selbst mit Nahrungsmitteln zu versorgen und ernährt sich hauptsächlich von pflanzlicher Küche mit Kräutern, Obst und Gemüse aus dem tropischen Dschungel, der sich über sein Land erstreckt. Wir probieren die zarten und intensiv schmeckenden getrockneten Bananen sowie seinen Pfeffer, der zusammen mit den Kakaobäumen wächst und daher einen leichten Kakaoduft hat.

Noch nie waren wir einem Modell der Agroforstwirtschaft wie diesem begegnet. Wir hatten das Gefühl, durch einen Wald zu spazieren, in dem Kakao-, Guaven-, Papaya-, Jackfrucht-, Avocado-, Bananen-, Pfeffer- und Kaffeebäume in Symbiose miteinander wachsen. 

Danach machen wir uns auf den Weg zu seiner Plantage, zusammen mit seinen drei Schutzhunden, die sich einen Spass daraus machen, nach Schlangen zu suchen. Naciappan besitzt einige Kühe, mit denen er seinen eigenen Dünger herstellt, der aus Urin, Mist, Pflanzenabfällen und Eierschalen besteht. Er verwendet es nur, um die Mikroorganismen im Boden zu vermehren, und besprüht damit keine Pflanzen.

Noch nie waren wir einem Modell der Agroforstwirtschaft wie diesem begegnet. Wir hatten das Gefühl, durch einen Wald zu spazieren, in dem Kakao-, Guaven-, Papaya-, Jackfrucht-, Avocado-, Bananen-, Pfeffer- und Kaffeebäume in Symbiose miteinander wachsen. Sein Anwesen gleicht in keiner Weise einer Kaffeeplantage, sondern eher einem wilden Wald mit vielen verschiedenen Arten und hohen, jahrhundertealten Bäumen. Der Anbau von Kaffee und Pfeffer in der Agroforstwirtschaft ermöglichte es ihm, alte Wälder zu erhalten, und hatte zudem mehrere wirtschaftliche und ökologische Vorteile.

In wirtschaftlicher Hinsicht profitiert er, da er keine Pflanzenschutzmittel benötigt, seine landwirtschaftlichen Einkünfte diversifiziert und dank der Vielfalt seiner Kulturen als Selbstversorger lebt (Nahrungsmittelsicherheit). Ökologisch gesehen schaffen Schattenbäume ein Mikroklima, das für viele Pflanzen förderlich ist, Böden und Gewässer werden geschützt und die biologische Vielfalt und die Tierwelt bleiben erhalten.

Diese Nutzung der Wälder ermöglicht somit eine vielfältige und nachhaltige Produktion, die im Laufe der Jahreszeiten eine grosse Menge an Nahrungsmitteln liefert, ohne dass viel menschliches Eingreifen erforderlich ist.

Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka

Während wir unseren Rundgang durch den Wald fortsetzen, zeigt uns Naciappan sein grosses Wasserreservoir, das Wasser aus dem Boden sammelt, und Millionen von Kaulquappen und auch einigen Fischen Unterkunft bietet. Ein guter Beweis, dass das Wasser nicht verschmutzt ist!

Während wir unseren Rundgang durch den Wald fortsetzen, zeigt uns Naciappan sein grosses Wasserreservoir, das Wasser aus dem Boden sammelt, und Millionen von Kaulquappen und auch einigen Fischen Unterkunft bietet. Ein guter Beweis, dass das Wasser nicht verschmutzt ist!

Es wird zur Bewässerung seines Anwesens mithilfe einer Pumpe genutzt und ist ausserdem eine Quelle der Artenvielfalt: Es zieht Libellen und Frösche an, die sich ihrerseits von Insekten ernähren und so zum allgemeinen Gleichgewicht der Natur beitragen.

Über das Laub, das unter unseren Schritten knirscht, setzen wir unseren Weg fort, bis Naciappan uns Waschnüsse zeigt, die von einem Seifenbaum (sapindus mukorossi) heruntergefallen sind.

Diese Nüsse enthalten Saponin und werden seit Jahrhunderten in Indien und Nepal als natürliches Shampoo oder Waschmittel verwendet. Eine grossartige Alternative zu unseren industriellen Produkten, die Hautallergien verursachen können! Er sammelt eine Handvoll, um sie zum Hof mitzunehmen.

Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka
Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka
Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka

Zurück auf seiner Terrasse bietet er uns einen Kaffee an, und nachdem wir seine Kaffee-Agroforstwirtschaft gesehen haben, nehmen wir das Angebot natürlich gerne an. Mit einem Schuss Kokosnusscreme ist es ein wahrer Genuss!

Er überreicht uns eine Probe des berühmten Malabar-Pfeffers, dem Urvater aller Pfeffersorten.Die Sorte heisst Panniyoor, ist lang im Abgang, hat Kakaoaromen und eine pikante Wärme. 

Naciappan erzählt uns, dass er seinen Kaffee überwiegend an Jungunternehmer in Deutschland exportiert, die sich auf den Verkauf von "Single Origin"-Kaffee spezialisiert haben. Und er überreicht uns eine Probe des berühmten Malabar-Pfeffers, dem Urvater aller Pfeffersorten.

Die Sorte heisst Panniyoor, ist lang im Abgang, hat Kakaoaromen und eine pikante Wärme. Er baut auch andere Gewürze an, wie Piment (Viergewürz), das die Aromen von Zimt, Nelken, Muskat und Pfeffer in einer einzigen Beere konzentriert, sowie Lorbeerblätter und Curryblätter.

Ausserdem bereitet Jaggerypulver zu, einen unraffiniertern Zucker, der weniger Kalorien enthält als weisser Zucker.

Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka

Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, gibt er uns eine Papaya und ein paar Säcke für seinen Freund Abhishek und zeigt uns sein Musikinstrument in Form einer Kunstinstallation, die er von Grund auf selbst entworfen hat, um draussen im Freien zu spielen.

Es besteht aus einem Metallgerüst besteht und sieht aus wie eine riesige Fliege - Naciappan enthüllt uns seine künstlerische Seite und seine Berufung als Musiker. Wenn man sie mit einem Mundstück anschlägt, ertönen aus den Metallröhren bezaubernde Klänge tibetanischer Klangschalen.

Seine Frau hingegen drückt sich aus, indem sie an den Fassaden des Anwesens Fresken malt, und indem sie Zeit in ihrer Töpferwerkstatt im Freien verbringt. Sind sie von der Natur inspiriert, die sie täglich umgibt? 

Ein Agroforstwirtschaftsmodell im Herzen des Regenwaldes in der Gebirgskette der Westghats in Karnataka

Als einer der regenreichsten Orte Indiens ist Coorg eine ideales Gebiet für den Anbau von Gewürzen und Kaffee. Seine dicht bewaldeten Hügel und die geringe Bevölkerungsdichte ziehen Naturliebhaber an, die auf der Suche nach Ruhe sind. Es ist wohl eine der letzten Oasen der Ruhe im überfüllten Indien von heute.

Abhishek und Naciappan haben es verstanden: die verschiedenen Schichten des Waldes beherbergen alle essbare Arten, und die Pflanzen interagieren, indem sie miteinander kommunizieren. 

Übrigens kommen viele indische Touristen an den Wochenenden hierher um dem Trubel des städtischen Indiens zu entfliehen. Unsere einzige Sorge gilt der Aufrechterhaltung dieser Kaffee-Agroforstwirtschaft. Abhishek und Naciappan vereinen ihre Anbauflächen und den bestehenden Wald auf wunderbare Weise, doch die Mehrheit der Bauern ersetzt die einheimischen Bäume oft durch Grevillea robusta, was die Fruchtbarkeit der Böden drastisch reduziert. Sie diversifizieren ihr Einkommen indem sie exotische Hölzer ernten. Die Ernte von Holz einheimischer Bäume ist illegal. Je grösser aber die Vielfalt der Bäume ist, desto weniger Schädlinge gibt es und desto effektiver ist die Bestäubung. Man darf nicht vergessen, dass jeder einheimische Baum und jedes Insekt eine ganz bestimmte Rolle zu spielen hat.

Abhishek und Naciappan haben es verstanden: die verschiedenen Schichten des Waldes beherbergen alle essbare Arten, und die Pflanzen interagieren, indem sie miteinander kommunizieren. 

Und es ist vielversprechend, auf jüngere Generationen zu treffen, die sich nachhaltigeren Modellen zuwenden, die auf gesunden Ökosystemen basieren. Bei ihnen spürte man eine starke und aufrichtige Verbundenheit mit der Natur, eine 

 
 
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